Museum Mitterteich eröffnet Perspektiven

Neues Leben in alten Hallen


Es scheppert ordentlich. Da muss ein ganzer Porzellanstapel umgefallen sein! Der Besucher des Porzellanmuseums Mitterteich erschrickt erst einmal gehörig, bis er registriert, dass das Geräusch nur aus einem Lautsprecher kommt. Es gehört zum Konzept des Museums mit dem vollständigen Namen „Museum Mitterteich – Porzellan – Glas – Handwerk“, das als Alleinstellungsmerkmal die Arbeit und die Menschen in einer Porzellanfabrik in den Mittelpunkt stellt. Am Donnerstag vergangener Woche wurde das Museum in Anwesenheit des Bayerischen Innenministers Joachim Herrmann feierlich eröffnet.

Als im Frühjahr 2005 die Porzellanfabrik Mitterteich AG als letzte große Porzellanfabrik im Stiftland den Betrieb einstellen musste, gingen 360 Arbeitsplätze verloren – ein schwerer Schlag nicht nur für Mitterteich, sondern für die ganze Region. Immerhin ließ man die Stadt nicht allein im zerbrochenen Porzellan stehen: 80 Prozent der Kosten für Teilabbruch, Geländesanierung, Um- und Neubau stammen aus verschiedenen Fördertöpfen, hauptsächlich vom Stadtumbau West und der EU-Strukturförderung.

Diese Subventionen seien „sinnvolle Beiträge des Staates“, der „den Umbruch konstruktiv begleiten“ werde, so der Innenminister. Was in den vergangenen fünf Jahren geschah, war das Ergebnis von „Professionalität und Zielstrebigkeit“ des Mitterteicher Stadtrates, lobte Landrat Wolfgang Lippert.

Der ausführende Münchner Architekt Peter Völkner erklärte, mit welcher Logik das jetzige Ergebnis herauskam. Ein Jahr lang habe ein Makler zuerst versucht, die riesige Immobilie zu veräußern, ohne Erfolg. Nicht einmal der unmittelbare Nachbar Schott Rohrglas konnte mit den Hallen etwas anfangen. Kein Wunder: „Werk A ist ein Konglomerat aus unterschiedlichen Baustilen und äußerst inhomogen.“ Die ältesten Werksteile stammten noch aus dem Gründungsjahr 1886, die neuesten aus den siebziger Jahren.

Immer mehr schien der Totalabriss unausweichlich. Doch der hätte zur Folge gehabt, dass nun mitten in der Stadt eine „grüne Wiese“ entstanden wäre. Wegen der Nähe zu Schott Rohrglas hätte man nämlich die freie Fläche nicht als Wohngebiet ausweisen können, so der Architekt. Als die Mitterteicher Firma Metallbau Forster sich bereit erklärte, Teile der Gebäude zu übernehmen und in der ehemaligen Ofenhalle eine Produktionsstätte einzurichten, wandte sich das Blatt.

Nur der ältere Teil der Gebäude sollte nun abgerissen werden, der Rest für unterschiedliche Nutzungen erhalten bleiben. Nach einer letzten öffentlichen Besichtigung kamen im Mai 2008 die Abbruchbagger, um diesen chirurgischen Eingriff vorzunehmen. „Es war sehr schwierig, die Gebäudeteile sauber zu trennen“, lobte Peter Völkner die Baggerführer.

Das verbliebene „Stahlbetongebäude“ wäre etwas einsam in der Gegend gestanden, weswegen man einen Vorbau zur Straßenseite hin anbaute. Durch ihn betritt man jetzt das Museum und kommt zuerst in den Museumsshop mit Porzellanverkauf. Über dem Museumsshop gibt es einen multifunktionalen Raum, der für Vorträge oder Sonderausstellungen genutzt werden kann und unabhängig davon als Museumscafé dient. Das Café hat sogar für den Sommer eine Terrasse zur Straße hin.

Das Museum selbst ist in der „Stahlbetonhalle“ untergebracht. Peter Völkner freute sich über diese freitragende Hallenkonstruktion, die eine 450 Quadratmeter große Ausstellungsfläche ohne störende Stützen ermöglicht hat. Auf einem Teil der Fläche hat man die originale Einrichtung belassen, so dass es hier aussieht, als hätten die letzten Porzelliner ihren Arbeitsplatz gerade erst verlassen. Ein Gruppenraum wird so ausgerüstet werden, dass man darin eine Kaffeetasse von den Ausgangsmaterialien bis zum Brand selbst herstellen kann. „Wir werden einen kompletten Kurs anbieten“, kündigte Museumsleiterin Gabriele Wenisch an.

Im hinteren Gebäudeteil folgt eine Ausstellung über Glas und alte Handwerke, ganz hinten haben einige Mitterteicher Vereine eine neue Bleibe gefunden. In einem 185 Quadratmeter großen Ausstellungsraum kann man den Krippenschnitzern und den Malern sogar bei der Arbeit zusehen. Ganz im Sinne der Stadt: „Unser Ziel war ein lebendiges Museum“, so Bürgermeister Roland Grillmeier. Jetzt liege es an den Menschen, das Museum auch mit Leben zu erfüllen.

Quelle: DER NEUE TAG

 



Der Innenminister trägt sich in das Goldene Buch der Stadt Mitterteich ein.

 

 

 


Auch Porzellankönigin Carola I. vom Verein Porzellanstraße kam zur Einweihung.

 


Museumsleiterin Gabriele Wenisch zeigte bei einem ersten Rundgang durch das Museum einen alten Webstuhl.