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Agrarexperte Albert Deß:

"Wissenschaft muss Antwort geben"


Mitterteich. (kro) Eigentlich war der Besuch des landwirtschaftspolitischen Sprechers der CSU-Landesgruppe im Bundestag zu einem anderen Thema schon vor Monaten perfekt. Doch beim Informationsabend mit Albert Deß aus Neumarkt drehte sich naturgemäß fast alles nur um BSE. Dass diese Krankheit die Gemüter bewegt, zeigte sich deutlich am sehr guten Besuch der Versammlung, zu der die CSU-Ortsgruppen Mitterteich und Leonberg sowie der Bauernverband eingeladen hatten.

„Maul- und Klauenseuche vertuscht”

Die CSU-Ortsvorsitzenden Roland Grillmeier, Mitterteich und Gottfried Staufer aus Leonberg freuten sich über die Resonanz. Bauernverbands-Kreisobmann Max Zintl sagte, dass der 26. November 2000, als BSE auf Deutschland „überschwappte”, der „schwärzeste Tag” gewesen sei. Seit dieser Zeit hätten die Landwirte mit enormen Problemen zu kämpfen. Und nun breche in England auch noch die Maul- und Klauenseuche aus. Wenn diese Seuche auf Bayern übertreten sollte, sei dies das Aus für die Landwirtschaft. In diesem Zusammenhang übte Zintl harte Kritik an den Engländern, die die Maul- und Klauenseuche vier Wochen lang vertuscht hätten.

In seinem Referat verwies der Bundestagsabgeordnete Albert Deß darauf, dass vor allem Rinder der Geburtsjahrgänge 1995/96 von BSE befallen seien. Deshalb sollte man gezielt der Frage nachgehen, warum besonders diese Jahrgänge betroffen seien. Seiner Meinung nach scheide das Tiermehl als BSE-Auslöser aus, da dieses auch schon früher verfüttert worden sei. Vor allem verseuchtes Milchaustauschpulver könne ein ursächlicher Faktor sein, vermutete er.

Die Tatsache, dass in Beständen mit 1000 Rindern nur ein oder zwei Tiere befallen seien, deute darauf hin, dass auch eine genmäßige Veranlagung bei den Tieren vorhanden sein müsse. Die Wissenschaft müsse auf diese Fragen die Antwort geben. Leider sei man bis heute trotz intensivster Forschung noch zu keinem Ergebnis gekommen, so Deß.

Wichtig sei nun, dass die Landwirtschaft schnellstens das Vertrauen der verunsicherten Verbraucher zurückgewinne. Wenn jetzt die Bundesregierung fordere, dass die „Agrarfabriken” verschwinden sollen, so könne er nur sagen, dass die CSU schon von jeher die bäuerliche Landwirtschaft als agrarpolitisches Leitbild erkoren habe. Gerade in Bundesländern, wo „rot-grün” regiere, gebe es riesige Agrarfabriken.

Dennoch forderte der Sprecher, das Problem über alle Parteigrenzen hinweg anzupacken. 600 Millionen Mark stelle der Freistaat für die Landwirtschaft zur Verfügung. Damit gebe Bayern mehr Geld aus als die anderen Bundesländer und der Bund zusammen.

„Grobe Beleidigung des Bauernstandes”

Kritik übte Deß an Verbraucherministerin Renate Künast, die nur mit schrillen Tönen und Schlagworten auffalle und damit hohe Popularität ereiche. Die Forderung, mehr auf den Öko-Landwirt zu setzen, sei sehr populistisch. Lediglich zwei Prozent der Bevölkerung kauften Öko-Produkte. Deß: „Wenn die Verbraucher die höheren Preise bezahlen, bin ich auch sofort bereit, auf Öko umzustellen.” Wenn Künast fordere, die Qualität müsse neu erfunden werden, so sei diese eine grobe Beleidigung für den bäuerlichen Berufsstand, der sich immer an die Auflagen gehalten habe.

Die neue Verbraucherministerin müsse daran gemessen werden, ob es ihr gelinge, alles, was sie den deutschen Bauern zumute, in ganz Europa durchzusetzen. Denn es könne nicht sein, dass bei uns etwas verboten werde, das Fleisch, das aus dem Ausland komme, jedoch diese Substanzen enthalte. Dies sei eine klare Wettbewerbsverzerrung, „der deutsche Bauer wird benachteiligt”. Deß weiter: „Wir sind bereit, die Auflagen zu erfüllen, aber sie müssen europaweit durchgesetzt werden.” Ohne die Problematik verharmlosen zu wollen, sprach der Abgeordnete von einer Hysterie, die in Deutschland ausgebrochen sei: Wenn die Menschen ins Ausland fahren, würden sie dort alles ohne jegliche Angst essen.

Kein Verständnis hatte Deß für die Tötung von 400.000 Rindern. Dass es anders gehe, habe der bayerische Ministerpräsident bewiesen, der bestes getestetes Rindfleisch nach Moskau schicken werde. Der Einwurf, der dortige Markt würde zusammenbrechen, sei an den Haaren herbeigezogen. Der Referent trat dafür ein, dass der Staat fünfzig Prozent der Sozialkosten der Landwirte übernehmen sollte, dafür könne über die Ausgleichszahlungen gesprochen werden.

Lang anhaltender Beifall und eine lebhafte Diskussion schlossen sich dem Referat an.

 

 

 

 

 

 

 

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